Mädels Roadtrip durch die Rockies

September bis anfangs Oktober


Die ersten Meter mit unserem Raumschiff grossen Camper waren gewöhnungsbedürftig und dann noch in einer riesen Chaos Stadt wie Vancouver. Steffi unser Pilot sowie Co -Pilotin Jasmin lenkten das Fahrzeug sicher an den Flughafen, wo wir hupend unserem 3ten Musketier entgegen fuhren und im Schrittempo alle aufluden um schnell wieder weg zu kommen. Obwohl wir den Tag früh begannen war der Tag trotzdem schon schnell vorangeschritten und die Dämmerung liess nicht mehr lange auf sich warten. Wir beschlossen bis ins Okanagan Valley zu fahren, ca. 5 Fahrstunden von Vancouver entfernt. Route planen, Lebensmittel einkaufen und das erste kanadische Abendessen zu 3 geniessen stand auf dem Programm. Wir fuhren Nachts um 22 Uhr auf den ersten Campingplatz, bis wir 3 Frauen uns alles wichtige erzählt haben und alle Funktionen des Campers ausprobiert hatten, war es Mitternacht und die Nachtruhe überfällig.


Der nächste Morgen war erneut regnerisch, wir wagten aber trotzdem die Fahrt auf den nahen Aussichtspunkt um den Ausblick auf das spektakuläre Okanagan Valley zu erspähen. Die Strasse war eng und für unsere Raumschiff eine hohe Kunst des Lenkens - der wir uns gewachsen fühlten. Man fühlt sich doch einer Sache schneller gewachsen wenn man weiss, dass man sonst den ganzen Berg hochlaufen muss. 🤣 Die Aussicht auf das Wein- und Obstbau Gebiet war wirklich sehr eindrücklich, nicht zuletzt dank dem See der sich der länge nach durch das Valley schlängelt.
Nun stand die Abfahrt an! Einige Passanten (die sich wohl nicht trauten die Strecke hoch zufahren), kämpften sich mit hochroten Köpfen den Berg hinauf. Als Aufmunterung winkten wir stets freundlich aus dem Camper🙋
Und dann kam die enge Passage und eine Fussgängerin zwang uns etwas nach rechts auszuweichen und da schäpperte es auch bereits. Wir zuckten alle zusammen. Nach kurzer Kontrolle die Entwarnung - kein sichtbarer Schaden.👍🏼 Wir setzten unsere Weiterfahrt bis in die Rockies, zum Campingplatz Monarch fort, wo wir erneut spät abends eintrafen. Bereits am 2ten Abend sassen die Griffe für die Installation auf dem Campingplatz. Möglichst waagrecht parkieren, Seitenverlängerung ausfahren, Treppe rausziehen... usw. Und genau da klemmte es. Die komplette Mannschaft stand kurz darauf mit der Taschenlampe vor der Treppe und begutachtete das Gestänge unter dem Fahrzeug. Mittlerweile haben wir die Folgen von der morgigen Abfahrt gefunden! In der Ausstattung des Campers war ein Beil mit dabei. Wir beschlossen Nachts um 21 Uhr mit dem Beil das verbogene Metall wieder gerade zu biegen.💡👩‍🔧☝🏼 Eine Stunde hämmerten wir mit vollem Enthusiasmus auf das Metall ein, erfolglos. Ein gutes Workout, aber das wars dann auch schon. Ab sofort hatten wir also keine Treppe mehr 😂

Lake Emerald

Auch ohne Treppe liess es sich wunderbar schlafen. Wir machten uns früh auf den Weg zum Lake Emerald. Leider war es sehr neblig. Aufgrund des Regens und der Kälte, beschlossen wir einen warmen Kaffee zu trinken. Und das warten hat sich gelohnt, kurz später blickte die Sonne für wenige Minuten durch und bescherte uns die einmalige Sicht auf den aussergewöhnlich blauen See. Immer wieder kamen wir an Orten vorbei die ich vor einem Monat zu Fuss passierte, schöne Erinerungen - aber den Luxus nun ein Fortbewegungsmittel zu haben genoss ich sehr. 

Lake Moraine & Lake Louise

Als nächstes Stand Lake Louise und Lake Moraine auf dem Programm. In den Sommermonaten Juli und August ist es äusserst schwierig freie Campingplätze zu finden. Zum Glück mussten wir uns darüber nie Gedanken machen, hankerum war das draussen Sitzen und den Abend geniessen durch die kühlen Temperaturen leider auch nicht mehr möglich. Die Party fand also immer im Camper statt. 🤣 Jedenfalls planten wir am nächsten Morgen den Sonnenaufgang am Lake Moraine zu schauen. Da die Strasse zum Lake Moraine um 4 Uhr morgens bereits gesperrt wird (aufgrund des Massentourismuses), wollten wir ultra früh los - mit einer halben Stunde Verspätung (ich hatte masslos verschlafen und war überrascht wie schnell wir hinter dem Steuer sassen als ich erschreckend die Zeit feststellte😅) fuhren wir die Strasse hoch, welche schon sehr gut besucht war. 😂 Mit der Einweisungshilfe einer qualmenden🚬 Dame aus Singapur, quetschten wir uns in den letzten freien Camping Parkplatz . Kaffee kochen und mit den Stirnlampen den Hang hinauf laufen um uns den besten Spot für den Sonnenaufgang zu sichern stand kurz vor 5 Uhr auf dem Programm. Die Kälte quälte uns und die Sonne liess auf sich warten. Wir wickelten uns zwischenzeitlich mit der Überlebensdecke von Tizi ein um uns warm zu halten. Das Gefühl in den Zehen verabschiedete sich schon langsam, als es endlich dämmerte. Die Dämmerung war vollzogen aber die Sonne zeigte sich noch immer nicht - was für ein Sonnenaufgang 😂 Es hat sich aber auch ohne Sonnenaufgang gelohnt, die Farbe des See's ist unglaublich mystisch. Im Eilschritt liefen wir zurück zum Camper und fuhren wenige Kilometer zum benachbarten Lake Louise. Endlich wurden auch die Temperaturen etwas angenehmer und wir konnten die Wanderung zum Tea House in Angriff nehmen. Eine schöne Wanderung die mit den 6 Gletschern ergänzt werden kann.

Bisher hatten wir jeden Tag ein tolles Erlebnis mit unserem Camper, sei es den Strom versuchen korrekt anzuschliessen, Störungen beheben, Generator zum laufen bringen, Nescessaire einklemmen beim Einfahren der Seitenverlängerung und so weiter. Die Anleitung mussten wir öfters zur Hand nehmen.😅 An diesem Abend stand ich am Herd. Wer vergisst den Abzug einzuschalten sollte sich nicht über die Aktivitäten des Rauchmelders wundern. 😅 Nur wie kann man den Alarm wieder ausschalten? Das wussten wir auch nicht, bis Steffi den Rauchmelder ausklinkte und an die frische Luft brachte - das beste für einen Rauchmelder, der kriegte sich nämlich schnell wieder ein😂 Bei so vielen Abenteuern (und Rotwein😅) erstaunt es mich nicht, dass wir jede Nacht wie Murmeltiere geschlafen haben. 

Banff

Banff war unser nächster Halt. Wir genossen das Pöstelen und Kaffee trinken im Touristen Domizil. Den Abend liessen wir bei Schneefall im Thermalbad ausklingen.

1er Teil Icefield Road

Bevor wir die Icefield Road nach Jasper in Angriff nahmen stoppten wir noch kurz im Visitor Center. Als wir uns kurz unterhielten und Jasper erwähnten, horchten die Arbeiter auf dem Touristenbüro auf. Die Strassen seien in keinem guten Zustand, es hätte 60cm Schnee. Das war der Einzige Weg um nach Jasper zu kommen ohne Tage zu verbringen und zudem ein Highlight das ich mir nicht entgehen lassen wollte. Etwas ratlos setzte wir uns in ein Kaffee und googleten die Strassenverhältnisse - via Live Webcam erhielten wir einen guten Eindruck - von 60cm war keine Rede höchsten falls 6mm. Die Strassen waren frei und das Wetter scheint trocken zu bleiben. Wir wagten den Start und übernachteten die erste Nacht am Mosquito Creek - da wo ich vor 3 Wochen nach 8 Tagen Wildnis das erste Mal wieder in der Zivilisation war. Der Zeltplatz war etwas verschneit, es war bitterkalt. Da unser Gasvorrat bereits stark abgenommen hatte und wir die nächsten 3 Tage kein neues kaufen konnten und eine Reserve für den Fall der Fälle haben wollten, beschlossen wir wiederwillig die Heizung in der Nacht auszuschalten. 😱❄️ Wie beim Zelten ist es auch im Camper mit 3 Grad etwas frostig zum aufstehen😅

Die Icefield Road war wunderschön verschneit und die Bäume hatten noch die Herbstfarbigen Blätter dran. Den ersten Stopp machten wir am höchsten Punkt, dem Bow Lake. Meine Güte, war es kalt. Der Akku unserer Kamera war durch die bittere Kälte nach wenigen Minuten leer. Der Aussichtspunkt war zwar wunderschön, jedoch trieb uns die Kälte weiter zu gehen. Die nächsten Stopps waren etwas wärmer aber immernoch ziemlich frisch. 

2er Teil Icefield Road

Die nächste Nacht verbrachten wir beim Colombia Icefield Center mit Sicht auf den wunderschönen Athabasca Gletscher. Die Seen rund um den Camper waren anfangs noch wässrig, frohren aber bei minus 10 Grad schnell ein. Diese Nacht deckten wir uns speziell gut zu, Bettdecke, Daunenschlafsack und eine Wolldecke.
Aufgestanden wurde am nächsten Morgen erst als wir bereits 20 Minuten geheizt hatten. ☺️
In Jasper planten wir die nächsten Tage und machten uns auf zur Schnäppchen Shopping Jagd, die spärlich ausfiel 😅

Jasper

Von Jasper aus sind wir zum Maligne Lake, wo wir und die überteuerte Bootsfahrt zur Spirit Island, die sich aber allemal gelohnt hat, machten. Bevor wir den See erreichten erfüllte sich einer meiner Träume. Mitten auf der Strasse stand ein Steinbock, nein er war nicht mein Traum.😂 Wenig später stand mitten auf der Strasse ein Moose, welches das Salz von den Autos ableckte. Ein Moose so nahe zu sehen ist ziemlich cool, aber es war erneut ein Weibchen, ich wollte doch so sehr ein Männchen mit einem riesigen Geweih sehen. Die Autos und Menschen sammelten sich um das Tier rum, sodass wir beschlossen weiter zu fahren. Im Schritttempo fuhren wir auf der Gegenspur an dem Tier vorbei. Ich hatte das Fenster offen, als mich plötzlich ein Moose Bulle anbrüllte, direkt neben meinem Fenster. Ich war völlig ausser mir, endlich sah ich mein Moose und das 2m entfernt. 😍 Was für ein magischer Moment. Das Tier sah mir in die Augen und lief dann im Schritttempo vor unserem Camper durch und verschwand auf der anderen Seite im Wald. Wowowow wir waren komplett sprachlos, ein Erlebnis das wir niemals vergessen werden.

Der langgezogene Maligne See ist eingebettet in felsigen Bergen. Die tannigen Ufer, die riesigen Berge und das klare Wasser - und dazu noch Postkarten Wetter - wir hätten es nicht besser treffen können. Ich hätte ewig auf dem Schiff Richtung Spirit Island bleiben und die traumhafte Landschaft geniessen können. Überglücklich machten wir uns auf den Weg zurück nach Jasper und wollten beim Pyramid Lake zu Abendessen und den Sonnenuntergang geniessen. Auf dem Weg zum Pyramid Lake sahen wir riesige Elche und bestaunten diese für eine Weile bis uns ein anderer Tourist erzählte, dass wenige Meter weiter ein Bärentheather läuft. Ein Bär muss sich auf der Strasse aufgehalten haben und wollte da auch nicht mehr weg, bis ein Park Ranger den Bärenspray zückte und den Bär verscheuchte, oder es zumindest versuchte. Einen Bären haben wir bisher noch nicht gesehen - also nichts wie hin! Der Bär hielt sich einige Meter von der Strasse entfernt im Wald auf, wir konnten den schwarzen Büschel etwas beobachten, bevor wir uns beeilen mussten um den Sonnenuntergang nicht zu verpassen. Mit Bier und Couscous Salat machten wir es uns auf dem Steg gemütlich und liessen den Abend ausklingen - herrlich! Auf dem Weg zurück nach Jasper erblickten wir noch eine wunderbare Sonnenuntergangs-Spiegelung! Überglücklich fuhren wir zurück zum Camping Platz. Wie immer stand unser gemeinsamer Abendspaziergang zum Toilettenhaus an - die Wege zur Toilette führten meistens via kleinste Wanderwege, durch den dichten Tannenwald, was für einige beängstigend sein kann. Tapfer ging ich voraus und erschrak mich zu Tode als sich das Gebüsch neben uns bewegte. HUI zum Glück nur andere Touristen die ebenfalls zum Toilettenhaus liefen. 

Mt Robson

Am nächsten Tag verliessen wir bereits den Nationalpark, wahnsinn wie schnell die letzten Tage verflogen. Wir fuhren in die Mount Robson Region, wo wir früh morgens eine kleine Wanderung zum Kinnley Lake starteten. Der See spiegelte die massigen Berge zu 100% - ein wahnsinns Ort. Wer mehr Zeit und eine Reservation hat, sollte unbedingt die mehrtages Wanderung zum Berglake hoch machen - ich werde irgendwann zurück kommen und diese Wanderung noch machen 😜

Wells Grey Provincial Park

Unsere Reise führte uns in den Wells Grey Park. Eine komplett andere Landschaft. Die felsigen Rockies haben wir hinter uns gelassen und befanden uns nun im Wald (keine Tannen mehr) mit kleinen Hügeln. Die Blätter verfärbten sich bereits wunderbar gelb. Wir beschlossen eine Kanutour auf dem See zu machen. Wir schienen die ersten Gäste zu sein an diesem Tag. Dass der Park leer ist haben wir bereits bemerkt, das störte uns aber keinesfalls. Die Erklärung wie man Kanu fährt war absolut genial - wir haben uns krumm gelacht. Anscheinend sei eine solche Demostration notwendig. 😂 Die Bootstour war wunderschön. Das Ziel, welches wir uns gesetzt haben, erreichten wir allerdings nicht. 🤣 Unser Bootsvermieter offerierte uns Kaffee und Kuchen als wir zurück kamen. Ein wahnsinns netter Mann. Im Gespräch kamen wir auf das Thema Bären, ich hätte wirklich gerne noch einen Bären zu Fuss gesehen und wie es scheint müsste es hier im Park eine Stelle geben von wo aus man Bären beobachten kann und zurzeit war gerade noch Lachs Spring Saison - also perfekt 😍 Tizi und ich überzeugten Steffi dass wir uns vor Dämmerung noch auf Bärensuche machen würden. Wir versuchten so leise wie möglich zu sein, in der Hoffnung einen braunen Knäuel zu entdecken. Als es im Busch direkt neben uns raschelte kreischten wir alle 3 nervös auf, spätestens jetzt waren alle Bären im Umkreis weg. 🤦 Als wir den Aussichtspunkt erreichten, hatten wir den perfekten Ausblick auf den Fluss in einem sicheren Abstand. Wir schauten in die Ferne und warteten und warteten. Leider verliess uns irgendwann (ziemlich früh😅) die Geduld und so kehrten wir zurück zum Camping.

Williams Lake - Timber Kings

Am nächsten Tag fuhren wir nach Williams Lake wo wir einen Freund von Steffi besuchten der für ein halbes Jahr in Kanada arbeitete. Die meisten von euch kennen vielleicht die Sendung Auswanderer - Beat der Timber King welcher bei Pioneer Log Homes arbeitet, von ihm habt ihr bestimmt schon gelesen oder gehört. Jedenfalls haben wir den Werkplatz besucht und diese massiven Baumstämme bewundert. Der Besuch war eindrücklich und hat sich alleweil gelohnt. Am späten Nachmittag nahmen wir die Weiterfahrt Richtung Whistler in Angriff. Es war ein langer Tag im Camper, als ich plötzlich schwarze Punkte auf einer Weide entdeckte. Ich schreite umdrehen, umdrehen. Als wir dann umgedreht sind, war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher was ich gesehen habe😜. Durch das Fernglas sahen wir die 3 Schwarzbären jedoch deutlich vor uns. 😍 Iihaa 3 Bären. Zufrieden konnten wir die Weiterfahrt nun fortsetzen. Als es bereits dämmerte sass ein Tier am Strassenrand der Aussah wie ein Wolf. Ich dachte lange es sei ein Cougar gewesen aber gemäss Google sehen diese Tiere anders aus, vielleicht war es also doch ein Wolf?. Als es bereits Stockdunkel war, standen wir vor dem letzten Pass, bevor wir endlich unsere Bleibe, Whistler erreichten.

Whistler

Am Strassenrand konnten wir kostenlos parkieren und nächtigen. (Platz ist auf dem IOverlander App zu finden).
Nicht wenige Fussgänger bewunderten unseren Frühstückstisch am nächsten Morgen😊 Unser letzter gemeinsamer Tag in Kanada. Wir kosteten diese Stunden richtig aus und genossen den ganzen Tag in dem touristischen Whistler.

Unsere letzten Stunden. Wir starteten bei Dunkelheit in den neuen Tag um Vancouver rechtzeitig zu erreichen und den Camper zurück zu geben. 😜 Die Abgabe Verlief bestens, das Auto musste sowieso in die Reperatur und so wurden uns auch die Kosten für die Treppenrestauration nicht angehängt 😅👍🏼
Pünktlich waren wir am Flughafen und leider viel zu schnell rückte der Abschied näher. Meine beiden Wildnis-Freunde flogen zurück nach Zürich, während ich in den Flieger nach Halifax stieg.